Immer mehr Menschen wissen durch Tumorkonferenzen und Aufgaben der Pathologie in der Personalisierten Medizin, was die Pathologen konkret tun. Dennoch werden die Pathologen noch häufig mit Gerichtsmedizinern verwechselt und selbst in deutschen Krimis wird immer wieder fälschlicherweise der Gerichtsmediziner als Pathologe bezeichnet. Zwar ist die Arbeit eines Pathologen interessante klinische Detektivarbeit, doch kriminalistisch gefärbt ist sein Arbeitsalltag nicht.
Wichtiges Arbeitswerkzeug: das Mikroskop
Die Pathologie ist die Lehre der Erkrankung des Menschen und beschreibt die Ursachen und die Entstehung von Krankheiten aus dem Zusammenhang von Organ- und Gewebsveränderungen. Als zentrales diagnostisches Institut der Uniklinik ist sie eng in die Patientenversorgung eingebunden. „Hauptsächlich beschäftigen wir uns mit Tumorerkankungen und deren Verläufen. Dabei geht es um die Untersuchung von Gewebe- und Zellproben, die während einer Punktion oder einer Operation entnommen werden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Ruth Knüchel-Clarke, Direktorin des Instituts für Pathologie der Uniklinik RWTH Aachen. Wichtiges Arbeitswerkzeug ist hierbei das Mikroskop. Der Arzt, der Gewebe während einer Operation entnommen hat, schickt es in die Pathologie. „Bei uns erfolgt dann die entscheidende Arbeit: die mikroskopische Gewebsuntersuchung“, erläutert die Professorin. Die Pathologen stellen eine Diagnose und übermitteln den Befund an den behandelnden Arzt. Sie unterstützen somit ihre Fachkollegen in der Klinik durch eine fundierte und sichere Diagnose am Mikroskop sowie durch weitere diagnostische Methoden am Gewebe wie die Molekularpathologie als Grundlage für die klinische Therapieentscheidung. Damit ist die Pathologie eine wichtige Schnittstelle zwischen Diagnostik und Therapie.
Pathologie versus Rechtsmedizin
In geringerem Maße gehört auch die Feststellung von Todesursachen durch Obduktion (Leichenöffnung) zu ihren Aufgaben – anders als beim Rechtsmediziner geht es hierbei jedoch nur um natürliche Todesursachen. „Der Unterschied ist: Wir machen Leichenöffnungen, wenn die Todesursache unklar, aber natürlich ist. Das ist zum Beispiel häufig bei Menschen der Fall, die mehrere Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Tumorleiden oder eine Infektionserkrankung hatten“, erklärt Prof. Knüchel-Clarke. Durch die klinische Obduktion lernt der Arzt von den Verstorbenen. Um eine Obduktion durchführen zu dürfen, benötigen Pathologen das Einverständnis der Angehörigen des Verstorbenen oder des Verstorbenen zu Lebzeiten – anders als bei Rechtsmedizinern, bei denen die Obduktionen durch eine richterliche Anordnung (meist im Auftrag der Staatsanwaltschaft) veranlasst wird.
Interdisziplinär und breit aufgestellt
Die Hauptarbeit besteht in der histologischen Beurteilung von einem breiten Probenspektrum, die von der Herzbiopsie bis hin zu einem großen Operationspräparat z.B. von Leber und Bauchspeicheldrüse reicht. Eine Vielzahl bösartiger Erkrankungen verschiedenster Organsysteme erfordert den geschulten Blick der Pathologen. Sie sorgen für die genaue Einordnung und Systematisierung der Erkrankung und des Erkrankungsstadiums. Ein Schwerpunkt universitärer Pathologien liegt in der wissenschaftlichen Erforschung von Krebserkrankungen, da hier unmittelbar das krankhaft veränderte Gewebe morphologisch und molekularbiologisch untersucht werden kann, um im weiteren festzustellen, welche Krebstherapie die erfolgversprechendste wäre. „Wir arbeiten interdisziplinär mit klinischen und wissenschaftlichen Partnern vieler Fachrichtungen, um klinische und gewebliche Untersuchungsergebnisse optimal miteinander verbinden zu können“, so Prof. Knüchel-Clarke. „Auch wenn wir in der Regel mit den Patienten gar nicht in Kontakt kommen, ist uns stets bewusst, dass hinter jedem Präparat unter dem Mikroskop ein Mensch und sein Schicksal stehen – von jung bis alt“, betont sie.