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Der Spinne ins Netz gegangen – Forschungsprojekt zu biomedizinischen Eigenschaften von Spinnenseide gestartet

von Uniklinik RWTH Aachen26. Juli 2021 in Forschung hautnah,
Foto(C)K.H.Romann_2
Die gelbgoldene Spinnenseide beeindruckt unter anderem durch ihre Elastizität, Reißfestigkeit und antibakterielle Wirkung. © K.H.Romann

Die gelbgoldenen Netze der Seidenspinne können einen Durchmesser von 1,5 m erreichen. Dabei beeindruckt die Spinnenseide in der Wissenschaft aber vor allem aufgrund ihrer enormen Stabilität und Elastizität sowie der antibakteriellen Wirkung. Im Tierpark + Fossilium Bochum sind die Seidenspinnen durch die afrikanische Art Nephila kenianensis vertreten und Teil eines universitären Forschungsprojekts der Uniklinik RWTH Aachen. Das Ziel des Vorhabens ist es, Knochenersatzmaterial aus Spinnenseide zu züchten. Zu diesem Zweck stockt der Tierpark seinen Bestand an Goldenen Radnetzspinnen deutlich auf. Finanzielle Unterstützung wird noch gesucht.

„Trotz vieler Fortschritte im medizinischen Bereich sind Behandlungsmöglichkeiten bei Krankheiten, die mit Knochenschäden einhergehen, oft noch unzureichend. Häufig sind diese durch Eigen- oder Fremdgewebespenden auch nicht kompensierbar. So wird zum Beispiel zur Therapie von umfangreicheren Knochenbrüchen, Osteoporose und Tumoren biologisches Gewebe-Ersatzmaterial benötigt“, erklärt Anna Bartz vom Institut für Pathologie an und Helmholtz-Institut für Biomedizinische Technik an der Uniklinik RWTH Aachen. Die dort angesiedelte Biointerface Gruppe ist Mitglied im Stammzellennetzwerk NRW und wird von Prof. Dr. Sabine Neuß-Stein geleitet, die unter anderem bereits zu medizinischen Anwendungsmöglichkeiten der Seide des Seidenraupenspinners (Bombyx mori) geforscht hat. Daran soll das aktuelle Forschungsvorhaben von Anna Bartz anknüpfen, bei dem verschiedene Spinnenseiden zum Einsatz kommen, um eine optimale Trägerstruktur für die Geweberekonstruktion zu entwickeln. Diese Spinnenseide-Matrix hilft, Knochenvorläuferzellen zu stabilisieren, die sich dann zu einem Gewebe entwickeln sollen, das implantiert werden kann. Das Besondere an Spinnenseide ist ihre biomedizinische Eigenschaft: Sie ist sehr reißfest, elastisch, hitzestabil und biologisch abbaubar. Ihre antibakterielle Wirkung und gute Verträglichkeit reduziert Implantatinfektionen.

Foto(C)TPBO

Regelmäßig kommt Doktorandin Anna Bartz zum Spinnenmelken in den Tierpark + Fossilium Bochum. © TPBO

Die Gewinnung der Spinnenseide ist jedoch aufwendig. Zwar handelt es sich dabei um einen natürlichen Vorgang, wie er auch beim Bau von Spinnennetzen vorkommt, doch sind die für das Forschungsvorhaben erforderlichen Mengen an Spinnenseide eine Herausforderung. Aus diesem Grund ist die Promotionsstudentin der Uniklinik RWTH Aachen auf zusätzliche Unterstützung angewiesen, um eine studentische Hilfskraft finanzieren zu können, die an der Gewinnung der Seide mitwirkt. Darüber hinaus soll der Bestand der Seidenspinnen im Tierpark deutlich aufgestockt werden, was ebenfalls mit laufenden Kosten für die Haltung und Pflege der Tiere verbunden ist.

„Als wissenschaftlich geführte zoologische Einrichtung machen die Kooperationen mit Hochschulen und die Förderung der Wissenschaft einen zentralen Bestandteil unserer Arbeit aus“, erklärt Zoodirektor Ralf Slabik und fährt fort: „Auch für die Bildungsarbeit spielen die faszinierenden Spinnen und die damit verbundene Forschungskooperation eine wichtige Rolle. Als Beispiel für Bionik – die Verbindung aus Biologie und Technik – lässt sich anhand der Seidenspinnen aufzeigen, welche Erfindungen der Natur sich die Wissenschaft zum Vorbild nimmt. Gleichzeitig können durch die Auseinandersetzung mit den achtbeinigen Architekten mögliche Vorurteile abgebaut werden.“

Eine wesentliche Grundlage des Forschungsprojekts ist die fachgerechte Haltung der tierischen Protagonisten. Aufgrund der natürlichen begrenzten Lebenserwartung der Seidenspinnen, gibt es neben dem Schauterrarium auch eine komplexe rückwärtige Haltung. Hinter den Kulissen des Aquarien- und Terrarienhauses werden die Seidenspinnen gezüchtet und in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen in sogenannten Flexarien herangezogen. Zur optimalen Entwicklung der Tiere und ihrer Seide müssen verschiedene Komponenten, wie UV-Licht, eine hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 25°C und 30 °C, berücksichtigt werden. Je nach Alter der Spinnen werden sie mit unterschiedlichen Futtermitteln versorgt. Während sich die Jungtiere von Blütenpollen ernähren, erhalten die adulten Exemplare lebende Fliegen. Um diese zu fangen zu können, weben die Spinnen ihre Netze besonders fein. Quadrate_Satzende


Wenn Sie das Projekt finanziell unterstützen möchten, so können Sie dies mit einer Spende auf das Projektkonto tun: RWTH Aachen, Sparkasse Aachen, IBAN: DE27 3905 0000 0013 0040 15 BIC: AACSDE33,Verwendungszweck: IA 225060.


 

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