Aachener Artikel zum Thema „Entzündungen nach Netzimplantationen zur Hernienreparatur“ ziert das Cover der aktuellen Ausgabe der JCI Insight
Polypropylen-Netze, die häufig für die Reparatur von Leistenbrüchen verwendet werden, können granulomatöse Fremdkörperreaktionen auslösen. Im Artikel zeigt das Team aus Gastroenterologen und Allgemeinchirurgen der Uniklinik Aachen, dass asymptomatische Patienten noch lange nach der Operation Netz-assoziierte entzündliche Granulome aufweisen, die von aktivierten, monozytenabgeleiteten Makrophagen dominiert werden. Im Tiermodell führte eine Netzimplantation mittels Onlay-Technik zu einer schnellen und starken Anreicherung entzündlicher Zellen myeloiden Ursprungs ohne wesentliche Abschwächung der Entzündung über den untersuchten Zeitraum von bis zu 90 Tagen. Das zelluläre Infiltrat in unmittelbarer Nähe zum Netz zeichnete sich durch eine starke, proinflammatorische Aktivierung der Immunzellen aus, während die in dem weiter entfernten Narbengewebe angesiedelten Zellen ein gemischtes Aktivierungsprofil zeigten und zumindest teilweise die Eigenschaften von Wundheilungs-Makrophagen aufwiesen.
Mittels Protein-Massenspektrometrie und Multiplex-Genexpressionsanalyse konnte gezeigt werden, dass ein wesentlicher Bestandteil der immunologischen Aktivierung und chronischen Entzündung die Deposition von Antikörpern (Immunglobulinen) und Komplementfaktoren am Netz sowie die Induktion entzündlicher Zytokine und matrixmodulierender Faktoren war. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass es sowohl zu einer vermehren Deposition der Antikörper über die Zeit als auch eine Bildung von Immunkomplexen in der Nähe des Implantates kam, was ebenfalls für humorale Immunantworten in Verbindung mit der zellgetriebenen Entzündung spricht.
Anhand intravitaler Multiphotonenmikroskopie konnte gezeigt werden, dass es sich bei den Infiltraten um hochdynamische Zellansammlungen handelt, bei denen die Zellen sich durch eine hohe Beweglichkeit auszeichnen und weiterhin kontinuierlich durch neue myeloische Vorläuferzellen ersetzt werden. Dieser Prozess ist zumindest teilweise abhängig von Botenstoffrezeptoren wie z. B. dem Chemokinrezeptor CCR2, der bereits in anderen Entzündungsstudien als therapeutisches Zielmolekül für antientzündliche Therapieansätze identifiziert wurde und für den bereits klinische Studien für verschiedene Medikamente inittiert wurden. Die vorgelegte Arbeit charakterisiert somit bisher neue, noch unzureichend verstandene Aspekte zellabhängigen Entzündung nach der Netzimplantation und gibt damit Einblicke in die Dynamik und Mechanismen von Fremdkörperreaktionen auf implantierte Biomaterialien.
Den Artikel sowie das Cover finden Sie hier:
https://insight.jci.org/
https://insight.jci.org/articles/view/123862