In Deutschland sind etwa 13 Prozent der Erwachsenen von Pruritus, chronischem Jucken, betroffen. Jucken ist als Erkrankung bislang, insbesondere im Vergleich mit Schmerz, sozial wenig akzeptiert, weil Jucken und Kratzen häufig mit Ungepflegtheit oder Parasitenbefall assoziiert werden. Chronischer Pruritus ist nicht nur eine Folge von dermatologischen Erkrankungen. Häufig gehen auch systemische Erkrankungen aus dem Formenkreis der Inneren Medizin, wie hämatologische/onkologische Erkrankungen oder Lebererkrankungen mit heftigem Jucken einher. Bis heute fehlen wirksame Therapiemöglichkeiten.
Patientenzentrierter Ansatz
Daran knüpft die Forschungsgruppe FOR2690 „Translationale Pruritusforschung“ an, die deutschlandweit interdisziplinäres Expertenwissen bündelt, um grundlegende Mechanismen des Pruritus aufzudecken und zukünftig wirksamere Therapieziele zu identifizieren. Die Forschungsgruppe zeichnet sich insbesondere durch die enge Zusammenarbeit zwischen Grundlagen- und klinisch orientierten Forschern in einem interdisziplinären Verbund aus.
Das Aachener Teilprojekt untersucht Jucken bei systemischen Erkrankungen am Beispiel von Myeloproliferativen Neoplasien (MPN), einer Gruppe verschiedener chronischer Erkrankungen der blutbildenden Zellen im Knochenmark. Dabei wird in einem patientenzentrierten Ansatz die klinische Ausprägung des Pruritus individuell mit funktioneller Untersuchung der Entladungsmuster einzelner Nervenfasern, immunologischen Markern, Haut-Strukturanalysen sowie Einzelzell-RNA-Sequenzierung von Hautbiopsien und dem Microbiom der Patienten verknüpft. Die Auswertung der aus Patientenkollektiven mit Hauterkrankungen und systemischen Erkrankungen generierten Daten an verschiedenen Standorten in Deutschland ermöglicht es, übergreifende ursachenspezifische Mechanismen des Pruritus zu erkennen.
Weitere Projektpartner
Das Aachener Projekt steht in Kooperation mit Dr. rer. medic. Ekaterina Kutafina, Leiterin der Biosignals Group am Institut für Medizinische Informatik, und Prof. Dr. med. Jens Malte Baron, Stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Dermatologie und Allergologie – Hautklinik. Das Forschungsprojekt wird durch die Mitarbeit von Dr. Dr. med. Andreas Kremer, Facharzt für Innere Medizin und Leiter der Arbeitsgruppe „Molekulare und immunologische Mechanismen von Erkrankungen der Leber“ an dem Universitätsklinikum Erlangen ergänzt.
Weitere Informationen über das Teilforschungsprojekt finden Interessierte demnächst unter https://gepris.dfg.de und http://www.prusearch.net/.