Welche Tiermodelle erwiesen sich bisher als erfolgreich für die Erprobung zielgerichteter Tumortherapien? Dieser Thematik widmet sich das Forschungsteam um Projektkoordinatorin Priv.-Doz. Dr. phil. nat. Julia Steitz aus dem Institut für Versuchstierkunde an der Uniklinik RWTH Aachen. Gemeinsam mit Partnerinnen des BIH QUEST Center for Responsible Research an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Verbundprojekt „SyRAniMoTTCa“ erfolgreich verwendete, präklinische Tumormodelle systematisch überprüfen und die Ergebnisse in einer Suchmaschine zur Verfügung stellen. Dieses Vorhaben fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, Förderkennzeichen 01KC2308A) insgesamt mit rund 230.000 Euro.
Krebs ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen und im Jahr 2020 für fast zehn Millionen Todesfälle weltweit verantwortlich. Neben der chirurgischen Entfernung, der Chemotherapie und der Strahlentherapie wurden neue zielgerichtete (targeted) Therapien als auch Immuntherapien entwickelt und erfolgreich angewendet. Viele Krebsarten können jedoch die aufgrund fehlender Erkennungsmerkmale oder Resistenzentwicklungen immer noch nicht erfolgreich behandelt werden, was die Entwicklung neuer Therapeutika erforderlich macht. Auf dem Weg in die Klinik müssen diese im Tiermodell auf Wirksamkeit und Sicherheit getestet werden. Hier stehen verschiedene Tiermodelle zur Verfügung.
Geeignetes Tiermodell essenziell für die Testung von Tumortherapeutika
Insbesondere murine Tumormodelle haben sich als nützlich für die präklinische Entwicklung von Antitumortherapien erwiesen. Die Einschränkungen dieser Modelle werden jedoch zu häufig übersehen und über erfolglose Versuche und Probleme bei der Etablierung und Verwendung dieser präklinischen Modelle wird oft nicht berichtet. Darüber hinaus zeigten sich zahlreiche Krebsmedikamente, die sich bei Mäusen als wirksam erwiesen hatten, als unbrauchbar gegen menschliche Tumore. Dies führt zu großen Verzögerungen in der Medikamentenentwicklung und zum Tod vieler Tiere, ohne das wissenschaftliche Ziel zu erreichen. Daher ist die Wahl eines geeigneten Tiermodells für die Testung von Tumortherapeutika essenziell, um eine erfolgreiche Translation in die Klinik zu erreichen. Literaturrecherchen, systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen können dabei wichtige Informationen über Faktoren, die zu diesem translationalen Versagen beitragen könnten, liefern.
Systematische Überprüfung von Tumormodellen
In der Arzneimittelentwicklung wäre eine Suchmaschine, um bereits erfolgreich verwendete und relevante Tiermodelle zu identifizieren, sehr hilfreich. Im Rahmen des Verbundprojektes „Systematischen Überprüfung von Tiermodellen, die zielgerichtete Therapien gegen Krebs testen (SyRAniMoTTCa)“ soll die Literatur für präklinische Tumormodelle, die erfolgreich für die Erprobung zielgerichteter Therapien („small molecules“) eingesetzt und in die Klinik translatiert wurden, systematisch überprüft und Ergebnisse in einer Suchmaschine mit „dashboard“ zu Verfügung gestellt werden.