Ein Forschungsteam des Instituts für Zell- und Tumorbiologie an der Uniklinik RWTH Aachen hat einen Ansatz weiter untersucht, der helfen könnte, das Fortschreiten der Erkrankung Primäre Myelofibrose (PMF) zu bremsen – eine Knochenmarkerkrankung, bei der sich das Mark zunehmend vernarbt und die Blutbildung gestört ist.
In unserer Studie konnten wir zeigen, dass eine entzündliche Signalachse zwischen den blutbildenden Zellen (hämatopoetisches System) und den stromalen Zellen im Knochenmark der zentrale Motor für die Vernarbung ist. Ein Wirkstoff namens Tasquinimod sowie die gezielte Entfernung des Signalsstoffs S100A9 in hämatopoetischen Zellen führten im präklinischen Modell zu deutlich weniger Vernarbung und verbesserten Blutwerten.
Konkret zeigte sich, dass Tasquinimod in JAK2 V617F-mutierten Zellen – typisch für PMF – die Proliferation und mTORC-Signalwege hemmte, die Apoptose erhöhte und so die fibrotische Umprogrammierung von Megakaryozyten und Monozyten umkehrte. Dadurch wurde die Aktivierung der stromalen Zellen im Knochenmark deutlich reduziert.
Warum ist das wichtig? Weil die Vernarbung im Knochenmark bei PMF wesentlich zur Verschlechterung der Krankheit beiträgt – je mehr Vernarbung, desto schlechter die Blutbildung. Unser Ansatz greift die Kreuzkommunikation („Crosstalk“) zwischen Blutbildungs- und Stromazellen an, statt nur eine Zellart isoliert zu behandeln.
Die Ergebnisse vertiefen das Verständnis zu einem neuen therapeutischen Ansatz: die gezielte Unterbrechung der Entzündungs- und Stroma-Verbindung im Knochenmark. Ob dieser Mechanismus später auch beim Menschen wirkt, muss nun in klinischen Studien untersucht werden.
Der Originalartikel ist unter https://doi.org/10.1002/hem3.70179 veröffentlicht.






