Die Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz) ist der zweithäufigste erworbene Klappenfehler, der sowohl mit einer Einschränkung der Lebenserwartung als auch mit einer erheblichen Abnahme der alltäglichen Belastbarkeit, meist aufgrund von Luftnot, einhergeht. Obwohl die Operation der Mitralklappe das Standardverfahren darstellt, kommt eine solche Operation für knapp die Hälfte aller Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz nicht infrage. Ursächlich ist ein häufig zu hohes Operationsrisiko aufgrund schwerer Begleiterkrankungen, hohen Alters oder einer hochgradigen Einschränkung der Pumpfunktion des Herzens.
Für Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz hat sich in den vergangenen Jahren die kathetergestützte Mitralklappenrekonstruktion mit dem MitraClip als Therapiealternative etabliert. Dieses schonende Verfahren ist die zurzeit am besten etablierte Technik der interventionellen Therapie bei relevanter Mitralklappeninsuffizienz. Sie ist an der Medizinischen Klinik I der Uniklinik RWTH Aachen in den vergangenen Jahren bereits circa 400 Mal erfolgreich durchgeführt worden.
Für den Eingriff, der unter Vollnarkose erfolgt, wird der MitraClip (Abbildung 1) mithilfe eines Kathetersystems über die Leistenvene zum Herzen vorgeführt. Nach Punktion der Vorhofscheidewand werden die beiden Herzklappensegel gegriffen und zusammengeheftet, um dadurch die mangelnde Schlussunfähigkeit zu verbessern oder ganz zu beheben.
Ein neues Verfahren, das in diesem Jahr erstmals erfolgreich an der Uniklinik RWTH Aachen eingesetzt wurde, ist das Cardioband. Dieses verfolgt einen anderen Ansatz und zielt, wie die chirurgische Reduktion, auf eine Beseitigung der Mitralklappeninsuffizienz mittels Raffung der Mitralklappe durch Implantation eines Annuloplastierings ab. Das Cardioband-Verfahren ist für ausgewählte Patienten mit funktioneller Mitralklappeninsuffizienz und deutlich eingeschränkter Pumpleistung vorgesehen. Der Zugangsweg ist dabei identisch mit dem MitraClip: Der steuerbare Katheter wird nach Punktion der Leistenvene und Punktion der Vorhofscheidewand in den linken Vorhof vorgeführt. Anschließend wird der im Katheter befindliche Annuloplastiering ultraschallgesteuert mit zwölf bis 16 kleinen Schrauben am Ring der Mitralklappe befestigt (Abbildung 2). Nach erfolgter Implantation kann der Ring ebenfalls über den Katheter gerafft werden, wodurch sich die Segel der Mitralklappe wieder einander annähern und so die Dichtigkeit der Klappe wiederhergestellt wird.
Bei der hochgradigen symptomatischen Trikuspidalsuffizienz stellt derzeit neben der konservativen medikamentösen Therapie, die meist zu einer Verbesserung der NYHA-Klasse führt, die Operation die einzig derzeit etablierte Therapie dar. Allerdings gilt hier ähnlich wie bei der Mitralinsuffizienz, dass eine Vielzahl von Patienten aufgrund des Alters oder Begleiterkrankungen nicht operabel sind. Die Trikuspidalklappe besteht im Vergleich zur Mitralklappe aus drei Segeln und der Mechanismus einer Undichtigkeit ist entsprechend komplexer. An der Medizinischen Klinik I konnte jetzt erstmals bei einer symptomatischen Patientin mit hochgradiger Trikuspidalinsuffizienz, die für eine Operation nicht infrage kam, mittels eines MitraClips die Schlussunfähigkeit der Trikuspidalklappe beseitigt werden. Die interventionelle Therapie der Trikuspidalklappe mit einem MitraClip entwickelt sich so möglicherweise zukünftig zu einer vielversprechenden Therapieoption bei Hochrisiko-Patienten.
Alle Patienten, die Kandidaten für ein interventionelles Verfahren einer Herzklappe an der Uniklinik RWTH Aachen sind, werden im Vorfeld in der interdisziplinären Herzklappenkonferenz gemeinsam von den Kliniken für Kardiologie und Herzchirurgie besprochen. Auch die letztendliche Entscheidung für eine kathetertechnische Therapie des jeweiligen Herzklappenfehlers wird gemeinsam getroffen.