Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert ab Januar 2018 das Großprojekt „Smart Medical Information Technology for Healthcare“ (SMITH). Das Projekt wird neue IT-Lösungen für eine bessere Verknüpfung von Daten aus Krankenversorgung und medizinischer Forschung auf den Weg bringen. Am 16. November 2017 hat Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, drei Förderbescheide für das Projekt in Höhe von insgesamt rund 12 Millionen Euro überreicht.
„Die Medizin steht vor einer Revolution“, betonte Rachel bei der Übergabe der Förderbescheide für die Uniklinik RWTH Aachen, die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich. „Die schnelle Entwicklung der Informationstechnologien, der künstlichen Intelligenz und der Lebenswissenschaften eröffnen neue Möglichkeiten, die Medizin grundlegend zu verändern. Mit der ‚Medizininformatik-Initiative‘ gibt das Bundesforschungsministerium einen wichtigen Impuls für die Entwicklung der digitalen Medizin. Ärztinnen und Ärzte sollen künftig ‚auf Knopfdruck‘ alle verfügbaren Forschungsergebnisse und Erfahrungswerte in ihre Therapieentscheidungen einbeziehen können.“, so Rachel.
Das Konsortium SMITH besteht insgesamt aus 14 Partnern und wird mit rund 35 Millionen Euro durch das BMBF gefördert. Wissenschaftler, Ärzte und IT-Spezialisten der drei universitätsmedizinischen Standorte Aachen, Jena und Leipzig werden die wachsenden Datenmengen in der Medizin – von Genom-Analysen bis hin zu Röntgenbildern – mit einer neuen IT-Infrastruktur verknüpfen. Dafür etabliert SMITH in Kooperation mit externen Partnern inklusive Industrieunternehmen Datenintegrationszentren an den drei Universitätsklinika. Die Zentren ermöglichen eine institutionen- und standortübergreifende Nutzung elektronischer Gesundheitsdaten aus der Krankenversorgung und der patientenorientierten Forschung.
SMITH will den Mehrwert dieser vernetzten Daten an zwei Anwendungsfällen demonstrieren. Im ersten Anwendungsfall sollen Patienten-Daten-Management-Systeme auf Intensivstationen kontinuierlich ausgewertet werden, um den Zustand der Patienten automatisiert zu überwachen. „Dadurch wird ein schnelleres und personalisiertes therapeutisches Eingreifen möglich“, erklärte Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Sprecher des Telemedizinzentrums Aachen. In einem weiteren Anwendungsfall unterstützt ein computerbasiertes Entscheidungshilfesystem Ärztinnen und Ärzte beim leitliniengerechten Einsatz von Antibiotika. Das soll die frühzeitige und gezielte Bekämpfung bakterieller Infektionen verbessern und das Auftreten von Antibiotikaresistenzen reduzieren. „In beiden Anwendungsbereichen hat die Digitale Medizin großes Potential, zusätzliche Leben zu retten“, so Prof. Marx.
„Digitalisierung ist ein großes Thema für die Landesregierung in NRW, die RWTH Aachen und die Uniklinik RWTH Aachen. Unsere führende Rolle in der digitalen Medizin ist durch die Entscheidung des international hochkarätig besetzten Auswahlgremiums bestätigt worden. Aachen ist der einzige hochschulmedizinische Standort in NRW, der für die volle Förderung ausgewählt worden ist. Das SMITH-Konsortium hat die Konzepte so entwickelt, dass sie Forschung, Lehre und Krankenversorgung stärken. Davon werden auch regionale Kooperationen in der Patientenversorgung profitieren“, sagte Prof. Dr. Stefan Uhlig, Dekan der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen und Vorstandsmitglied der Uniklinik RWTH Aachen.
Im Rahmen des Projektes wird ein Konzept für die Einbindung von Partnern aus verschiedenen Bereichen der Versorgung entwickelt und erprobt. Über einen gesicherten Datenraum, den „Marketplace“, werden die Vernetzungspartner die Ergebnisse von SMITH nutzen können. Zudem ist die Einrichtung neuer Studiengänge und Professuren im Bereich der Medizininformatik und verwandter Disziplinen geplant.