Dringende medizinische Güter werden oftmals über die Straße transportiert. Hierbei ist die Lieferzeit nicht nur von der aktuellen Verkehrslage abhängig, sondern auch von verschiedenen Voraussetzungen, die beim Transport zu erfüllen sind. Die neue interdisziplinäre Initiative fly4health unter Beteiligung der Uniklinik RWTH Aachen möchte innovative Lösungen für die Medizin mit der Entwicklung moderner unbemannter Flugsysteme kombinieren und so zahlreiche Vorteile für Patienten und Gesundheitsdienstleister bieten.
Die Initiative fly4health ist der Zusammenschluss der Docs in Clouds TeleCare GmbH, die innovative Telemedizinlösungen sowie sichere medizinische Datenbanken bietet, sowie der flyXdrive GmbH, die neuartige Flugsysteme auf Basis sogenannter Kippflügler entwickelt und betreibt. Diese sind dazu in der Lage, ihre Flügel zu „kippen“ und dabei sowohl an einer Stelle in der Luft zu schweben als auch in kurzer Zeit in einen schnellen Flächenflug – ähnlich einem Personenflugzeug – überzugehen. Dabei werden Geschwindigkeiten von über 100 km/h erreicht. Mithilfe moderner Navigations- und Flugüberwachungsmethoden soll nun eine sichere Möglichkeit geschaffen werden, medizinische Güter zu transportieren und in Notfall- oder Katastrophensituationen einen besseren Überblick über die Lage aus der Luft zu gewinnen.
Seit Mitte Mai ist auch die Uniklinik RWTH Aachen an der Initiative beteiligt. Gemeinsam wollen die Partner in den nächsten Monaten einen gegenseitigen Austausch über die wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Erkenntnisse etablieren und so Potentiale und Herausforderungen medizinischer Drohnendienstleistungen identifizieren. Auch ein Testflug mit Start- oder Zielpunkt an der Uniklinik RWTH Aachen ist geplant.
Sichere Transportnetze für sensible medizinische Güter
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Michael Czaplik, Leiter des Acute.Care Innovation.Hub der Klinik für Anästhesiologie an der Uniklinik RWTH Aachen und Geschäftsführer der Docs in Clouds TeleCare GmbH, sieht in der Initiative viele Vorteile: „Durch die Einrichtung fester Flugrouten können sichere Transportnetze entstehen, die sensible medizinische Güter wie Medikamente oder Laborproben unabhängig von der Verkehrslage zügig an den Zielort bringen können.“ Dabei können Transportbedingungen wie eine konstante Temperatur oder auch regelmäßige Flüge zur Versorgung aus gemeinsamen Medikamentendepots zügig die Ergebnisse aus jahrelanger Forschung in die Realität umsetzen, so der Mediziner. Unnötige Kosten, aber auch Risiken beim Transport können vermieden und die Patientenversorgung effizienter gestaltet werden.
In Kooperation von fly4health mit dem Acute.Care Innovation.Hub sowie dem Institut für Flugsystemdynamik der RWTH Aachen University sollen schon bald die ersten sicheren Flüge umgesetzt werden. „Aktuell führen wir zahlreiche Kooperationsgespräche mit Dienstleistern im Gesundheitswesen“, erklärt Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dieter Moormann, Leiter des Instituts für Flugsystemdynamik an der RWTH. „Die aktuelle Gesetzgebung und auch der Bedarf auf Seiten der Medizin kann jetzt eine Translation jahrelanger Forschungsarbeiten vorantreiben. Wir rechnen damit, noch in diesem Jahr die erste Flugroute betreiben zu können.“