Herr Prof. Uhlig, bald steht der Besuch des Wissenschaftsrats an. Der letzte Besuch liegt fast 20 Jahre zurück, was erwarten Sie?
Prof. Uhlig: Die letzte Begutachtung war ein regelrechter Weckruf und hat Anlass zu vielen Veränderungen gegeben. Ganz wichtig war die Etablierung des Aachener Modellstudiengangs Medizin als einen der erfolgreichsten Medizinstudiengänge Deutschlands. Wie sehr diese Entwicklung außerhalb von Aachen wahrgenommen wird, zeigen das CHE-Ranking und das internationale QS-Ranking 2018, bei denen unsere Fakultät im nationalen Vergleich die Plätze 3 bzw. 7 erreicht hat. Im Blick auf die Begutachtung laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Wir freuen uns und sind in positiver Erwartung.
Wie würden Sie seither die Entwicklung unserer Forschungsarbeit bewerten?
Prof. Uhlig: Da gibt es eine Menge an Kriterien: Die Qualität unserer Forschung hat sich, auch abzulesen an der Qualität unserer Veröffentlichungen – derzeit sind es mehr als 1.200 pro Jahr – deutlich verbessert. Das kann man auch – aber natürlich nicht nur! – an Maßzahlen wie dem Impact Factor ablesen. Das ist ein Paramater, dessen Höhe den Einfluss einer Fachzeitschrift wiedergibt. Er wird aus über 12.000 Zeitschriften ermittelt. Unsere Paper zählen jetzt zu den zehn besten Prozent aller Veröffentlichungen. Dadurch ist es uns gelungen, große Verbundforschungsprojekte einzuwerben, zuletzt einen Sonderforschungsbereich zur Wechselwirkung zwischen der Niere und dem Herz oder das SMITH-Projekt. Das alles hat dazu geführt, dass sich die Drittmittel von rund fünf Millionen in 2000 auf 34 Millionen in 2016 und noch einmal auf 43 Millionen in 2017 erhöht haben. Eine überaus erfreuliche Entwicklung.
Welche strukturellen Veränderungen waren hierfür ausschlaggebend?
Prof. Uhlig: Da greifen mehrere Faktoren ineinander. In diesen Zeitraum fielen etwa mehr als neunzig Neuberufungen. Wir führen seit einigen Jahren auch regelmäßige Strategieworkshops durch, die zur Festlegung der aktuellen Forschungsschwerpunkte geführt haben, zuletzt im Januar 2018. Hier haben wir die bestehenden Schwerpunkte in Anlehnung an die neue Gesamtstrategie der RWTH weiterentwickelt: Diese setzt auf das tiefe Verständnis komplexer Systeme sowie auf die Konvergenz von Lebens-, Natur- und Ingenieurwissenschaften. In diesem Sinn lauten die neuen Schwerpunkte: Medical Technology and Digital Life Sciences, Organ Crosstalk, Phase Transition in Disease und Translational Neurosciences. Dabei liefert die Digitalisierung die Voraussetzung, um die Daten aus Labor und Klinik erst zu generieren und dann darauf aufbauend zu einem grundlegenden Verständnis zu gelangen.