33 führende internationale Partner haben das Forschungskonsortium iCARE4CVD ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Herz-Kreislauferkrankungen besser zu verstehen und die künftige Prävention und Behandlung zu optimieren. Durch den Aufbau einer Datenbank mit den Daten von mehr als eine Million Patientinnen und Patienten und den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) möchten die Beteiligten neue Strategien für eine personalisierte Versorgung entwickeln. iCARE4CVD wird von der Innovative Health Initiative (IHI) der Europäischen Union (EU) bis März 2028 mit rund 22 Millionen Euro gefördert.
Jährlich sterben etwa 18 Millionen Menschen an einer Herz-Kreislauferkrankung. Damit gehören Herz-Kreislauferkrankungen trotz bedeutender Fortschritte in der Therapie immer noch zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Die verheerenden Folgen sind auf ein unzureichendes personalisiertes Krankheitsmanagement, ein fehlendes Verständnis der Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen (CVD) und die Rolle früher Risikofaktoren wie beispielsweise Diabetes zurückzuführen. Aufgrund der Überalterung der Bevölkerung und eines ungesunden Lebensstils liegt die Zahl der Europäer, die an einer Herz-Kreislauferkrankung leiden, derzeit bei über 85 Millionen – Tendenz steigend. Dies unterstreicht den dringenden Bedarf an besseren Behandlungspfaden, um die Auswirkungen kardiovaskulärer Erkrankungen zu reduzieren.
iCARE4CVD: validierte Prognosemodelle für eine verbesserte Therapie
Vor diesem Hintergrund haben sich 33 internationale Partner aus der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und der Industrie zusammengetan und das Forschungskonsortium iCARE4CVD („individualized care from early risk of cardiovascular disease to established heart failure“) gegründet.
„Wir freuen uns, dass wir als akademischer Partner unsere Expertise maßgeblich einbringen können. Mit diesem länderübergreifenden Projekt verschieben wir die Grenzen der klinischen Erkenntnisse im Management von Herz-Kreislauferkrankungen,“ betont Univ.-Prof. Dr. med. Nikolaus Marx, Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik I) an der Uniklinik RWTH Aachen. „Wir möchten mit einer vertrauenswürdigen, hochmodernen Datenbank und KI-unterstützt besser verstehen, wie unterschiedliche Krankheitsverläufe bei Patienten beispielsweise mit Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt frühzeitig zu erkennen sind, und wie wir diagnostische und therapeutische Maßnahmen entsprechend besser personalisieren können“, erläutert Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Schütt, Leiterin des Schwerpunktes Herzinsuffizienz in der Medizinischen Klinik I an der Uniklinik RWTH Aachen und Mit-Antragstellerin des Projektes. Perspektive ist laut Schütt: „Wir hoffen, auf diese Weise die Lebensqualität Betroffener deutlich zu verbessern und die Morbidität und Mortalität zu senken.“ „Die beachtliche Fördersumme in Millionenhöhe bestätigt die Relevanz und Stellung der Thematik in der heutigen Gesundheitslandschaft. Durch die Beteiligung am Konsortium stärken wir gleichzeitig auch den Standort Aachen“, ergänzt Prof. Marx.
„Als Ärztinnen und Ärzte sind wir bei der Behandlung unserer Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen meist an einen Einheitsansatz gebunden. Unsere Aufgabe im Rahmen von iCARE4CVD ist es jedoch, die Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen zu personalisieren, um sowohl die Ergebnisse als auch die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Dies werden wir erreichen, indem wir die Daten von mehr als einer Million Probandinnen und Probanden in einer föderierten Datenbank sammeln, sie mithilfe Künstlicher Intelligenz analysieren und in der zweiten Hälfte von iCARE4CVD prospektiv personalisierte Behandlungen validieren“, sagt Prof. Hans-Peter Brunner-La Rocca, Koordinator von iCARE4CVD und Kardiologe an der Universität Maastricht und dem Maastricht University Medical Center+ (Maastricht UMC+).
Schrittweise Verbesserung der Behandlungspfade
Im Rahmen des Forschungsvorhabens streben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Verbesserung der folgenden vier Versorgungsaspekte an:
- Frühzeitige Diagnose und Einteilung in klinisch sinnvolle Untergruppen
- Risikostratifizierung zur Bestimmung der Dringlichkeit eines Eingriffs
- Vorhersage des individuellen Ansprechens auf die Behandlung
- Einbeziehung von Ergebnissen auf der Grundlage der Patientenperspektive
Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten im Fokus
„Herz-Kreislauferkrankungen umfassen eine Reihe komplizierter, chronischer Erkrankungen, von denen die Atherosklerose die häufigste ist. Es bleiben viele Fragen darüber offen, warum manche Menschen mit Risikofaktoren eine CVD entwickeln und andere nicht, und wie CVD zu schwereren Stadien fortschreitet. iCARE4CVD stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung eines tieferen Verständnisses von CVD und der Anpassung von Interventionen in jedem Stadium dar, sodass die individuellen Bedürfnisse viel effektiver berücksichtigt werden können“, sagt Prof. Kees Hovingh, Senior Medical Officer und wissenschaftlicher Leiter von iCARE4CVD bei Novo Nordisk.
Die Menschen, die von CVD bedroht sind oder bereits damit leben, werden während des gesamten Projekts mit ihren Erkenntnissen, Meinungen und Wünschen im Mittelpunkt von iCARE4CVD stehen. Sie werden dazu beitragen, die Ergebnisse in eine patientenorientiertere und gerechtere Darstellung von CVD und ihren vielfältigen Auswirkungen sowohl aus sozialer als auch aus medizinischer Sicht zu übertragen.
„iCARE4CVD wird auch die Gesundheitsergebnisse von Menschen mit Typ-1-Diabetes untersuchen, die ein erhöhtes Risiko haben, an CVD zu erkranken“, erklärt Dr. Jeanette Soderberg, Direktorin der JDRF. „Mithilfe einer solch großen europäischen Zusammenarbeit werden wir die Auswirkungen neuartiger Therapien, die typischerweise bei Typ-2-Diabetes eingesetzt werden, auf klinisch wichtige Ergebnisse bei der traditionell unterschätzten, aber wachsenden Risikogruppe der Menschen mit Typ-1-Diabetes untersuchen. Anhand von Biomarkern werden wir auch in der Lage sein, festzustellen, wer eine solche Intervention am dringendsten benötigt.“
Über Innovative Health Initiative (IHI)
Die Innovative Health Initiative ist eine öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Europäischen Union, vertreten durch die Europäische Kommission, und verschiedenen Industrieverbänden aus dem Gesundheitsbereich: EFPIA (Pharmazeutische Unternehmen), COCIR (Unternehmen aus den Bereichen Bildgebung, Radiotherapie, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und Elektromedizin), MedTechEurope (Medizintechnologische Unternehmen), EuropaBio (Biotechnologische Unternehmen), VaccinesEurope (Impfstoff-Unternehmen). Durch die Zusammenarbeit verschiedener Sektoren wie Universitäten, Industrie, Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), Patientenorganisationen und Regulierungsbehörden sollen innovative, integrierte Lösungen für Gesundheitsforschung und -versorgung entwickelt werden. Die IHI möchte von der Krankheitsversorgung zur Gesundheitsversorgung übergehen, indem sie Prävention, Diagnose, Behandlung und Krankheitsmanagement nahtlos integriert.
Förderanerkennung
Dieses Projekt wurde vom Gemeinsamen Unternehmen „Innovative Health Initiative 1“ (JU) im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101112022 gefördert. Das gemeinsame Unternehmen wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe der Europäischen Union sowie durch EFPIA, COCIR, EuropaBio und MedTech Europe unterstützt.
Das internationale Konsortium
Im Laufe von rund fünf Jahren werden zahlreiche Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen länderübergreifend zusammenarbeiten:
Deutschland:
- Uniklinik RWTH Aachen
- Charité – Universitätsmedizin Berlin
- Evotec International GmbH
- Deutsche Stiftung für chonisch Kranke
- WIG2 GmbH
Belgien:
- Thomas More Kempen VZW
Dänemark:
- Novo Nordisk A/S
Frankreich:
- Bayer Healthcare SAS France
- Fondation Francophone pour la Recherche sur le Diabete
- Huawei Technologies France
- INSERM/Mondor Biomedical Research
Großbritannien:
- Orbital Global
- The Queen’s University of Belfast
- University of Glasgow
Irland:
- University College Dublin
Italien:
- Fondazione Human Technopole
- Instituto di ricerche farmacologiche Mario Negri
Niederlande:
- Catalyze B.V.
- Erasmus Universitair Medisch Centrum Rotterdam
- Leids Universitair Medisch Centrum
- Maastricht University
- Nederlandse Organisatie voor toegepast natuurwetenschappelijk onderzoek
- Philips Medical Systems Nederland BV
- Stichting IMEC Nederland
- Universitair Medisch Centrum Groningen
Österreich:
- Medizinische Universität Wien
Schweden:
- AstraZeneca AB
Schweiz:
- Amgen (Europe) GmbH
- Decentriq
- Roche Diagnostics International AG
- Swiss Institute of Bioinformatics
USA:
- Eli Lilly and Company and its Affiliates
- JDRF International