Die ERC Consolidator Grants gehören zu den höchstdotierten und prestigeträchtigsten Forschungsförderungen Europas. Vergeben vom European Research Council (ERC) unterstützen sie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei, ihre innovative Forschung weiter auszubauen und zu konsolidieren. Ihre Promotionen sollen mindestens sieben und höchstens zwölf Jahre zurückliegen. Grundlage für die Entscheidung bei der Vergabe ist die wissenschaftliche Exzellenz der Antragsteller sowie das bahnbrechende Potenzial des Forschungsprojekts. Die Förderung beträgt bis zu zwei Millionen Euro und ist auf eine Dauer von fünf Jahren ausgelegt. Univ.-Prof. Dr. med. Peter Boor vom Lehr- und Forschungsgebiet Translationale Nephropathologie und Oberarzt am Institut für Pathologie der Uniklinik RWTH Aachen darf sich über die Forschungsförderung mit dem ERC Consolidator Grant für sein Projekt „AIM.imaging.CKD – AI-augmented, Multiscale Image-based Diagnostics of Chronic Kidney Disease“ freuen.
Zehn Prozent der Weltbevölkerung leiden an einer chronischen Nierenerkrankung (CKD). 2040 wird diese Krankheit voraussichtlich die fünfthäufigste Todesursache weltweit sein. Die Betroffenen gehören zu den komplexesten Patientengruppen in der Inneren Medizin. Doch dieses Gebiet bringt die wenigsten translationalen, randomisierten klinischen Studien hervor, hauptsächlich aufgrund fehlender reproduzierbarer diagnostischer Ansätze, die die Aktivität der Erkrankungen direkt in der Niere widerspiegeln. Das Ziel von AIM.imaging.CKD ist, solche Ansätze im Bereich der bildbasierten Diagnostik für CKD zu entwickeln, validieren und integrieren. Unter Einbeziehung verschiedener Methoden werden Bildanalysemodelle auf Basis Künstlicher Intelligenz erstellt. Mit präklinischen Tests und klinischer Validierung liegt der Schwerpunkt dabei auf der beschleunigten Umsetzung in die klinische Praxis. Die Zusammenführung dieser Modelle bietet einen umfassenden Ansatz für eine verbesserte Diagnostik. Die Ergebnisse sollten die bildbasierte Diagnostik von Nierenerkrankungen grundlegend verändern und so zu einer verbesserten Patientenversorgung führen.
Kurzvita Peter Boor
Peter Boor studierte Medizin an der Comenius Universität in Bratislava und der RWTH Aachen. Anschließend promovierte er 2009 an der RWTH und der Slowakischen Medizinischen Universität, bevor er 2012 in Experimenteller Pathologie habilitierte. Von 2009 bis 2018 war er im Institut für Pathologie der RWTH Aachen als Pathologe, Arbeitsgruppenleiter und Dozent tätig. Seit 2018 ist er Inhaber des Lehr- und Forschungsgebietes Translationale Nephropathologie der RWTH Aachen und seit 2019 Leiter der Digitalen Pathologie des Comprehensive Diagnostic Center Aachen der Uniklinik RWTH Aachen. Im Rahmen der Corona-Pandemie hat Peter Boor das Deutsche Register für COVID-19 Obduktionen aufgebaut. Er leitet und koordiniert es seitdem.