Der diesjährige Wissenschaftspreis der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) wurde auf der 49. Jahrestagung der Fachgesellschaft in Bochum an Priv.-Doz. Dr. med. Anja M. Boos verliehen. Mit dem mit 3000,- Euro dotierten wichtigsten Preis der Fachgesellschaft wurden ihre translationalen Forschungsarbeiten zum Thema „Angiogenese und Stammzellen in der Regenerativen Medizin – von in vitro Versuchen zum Großtierexperiment“ aus der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen ausgezeichnet. Seit dem 1. Oktober 2018 ist Dr. Boos als Leitende Oberärztin und Stellvertretende Klinikdirektorin der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie (Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Justus P. Beier) an der Uniklinik RWTH Aachen tätig.
Die Wiederherstellung großer Haut-/Weichteil- und Knochendefekte stellt auch heute noch eine große chirurgische Herausforderung dar. Neben dem heutigen Goldstandard, der autologen Transplantation von Gewebe von gesunden Körperstellen, stellt die Züchtung von körpereigenem Ersatzgewebe mit Hilfe von Wachstumsfaktoren, Stammzellen und Gewebeersatzmatrizes, das sogenannte Tissue Engineering, eine große Hoffnung für die Therapieoptimierung dar. In ihren Arbeiten, welche sie bis zu ihrem kürzlichen Wechsel an die Uniklinik RWTH Aachen am Universitätsklinikum Erlangen durchführte, verfolgte sie seit 2009 konsequent, zunächst in der Erlanger Arbeitsgruppe unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Justus P. Beier und nach Etablierung einer eigenen Arbeitsgruppe eigenständig, den Weg von in vitro Versuchen bis hin zum Großtierexperiment, das Tissue Engineering vaskularisierter Knochen. Der letzte Schritt vor der klinischen Anwendung einer freien mikrochirurgischen, autologe Transplantation eines mittels Tissue Engineering hergestellten axial vaskularisierten Knochengewebes war die zuletzt erstmalig erfolgte mikrochirurgische Transplantation im Tibiadefektmodell im Großtiermodell des Schafs. Diese stellt einen entscheidenden Schritt auf dem Weg der Etablierung einer neuen Behandlungsmethode für Knochendefekte kritischer Größe im Menschen dar. Als weiteres Forschungsthema beschäftigt sich Oberärztin Dr. Boos seit mehreren Jahren mit dem Tissue Engineering von Blut- und insbesondere Lymphgefäßen.
Dr. Boos wechselte zum 1. Oktober 2018 als leitende Oberärztin und Stellvertretende Klinikdirektorin an die Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie der Uniklinik RWTH Aachen. Sie studierte Medizin in Freiburg und Heidelberg und war von 2009 bis 2018, zuletzt als Oberärztin, am Universitätsklinikum Erlangen tätig. Sie ist Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie, hat die Zusatzbezeichnung Handchirurgie und habilitierte sich 2018 für das Fach Plastische und Ästhetische Chirurgie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).
Dr. Boos möchte hier an der Uniklinik RWTH Aachen ihre Forschungsarbeiten im Bereich des Tissue Engineerings, insbesondere mit dem Schwerpunkt der Entwicklung effektiver Therapien für das Lip- und Lymphödem, fortsetzen, um auch eines Tages eine Translation von bereits erfolgreichen in vitro – und in vivo Versuchen im Kleintiermodell über einen Großtiermodellansatz im Lymphgefäß Tissue Engineering auf die Therapie bei betroffenen Lip- und Lymphödem-Patienten zu ermöglichen.