Aachener Neuroradiologie etabliert interventionelle Workshops zur Schlaganfalltherapie auf internationaler Ebene
Schlaganfälle gibt es überall. Aber nicht in allen Ländern ist die interventionelle Schlaganfallbehandlung schon so weit entwickelt wie in Deutschland. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Martin Wiesmann schult das Team der Neuroradiologie der Uniklinik RWTH Aachen daher Ärzte aus der ganzen Welt.
Die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie an der Uniklinik RWTH Aachen bietet regelmäßig internationale Trainingskurse zur Behandlung von Schlaganfällen für (Neuro-)radiologen an. Zuletzt nahmen Ärzte aus Vietnam, Thailand und Singapur sowie Russland teil. „Der weltweite Bedarf an gut ausgebildeten Interventionalisten steigt“, so Univ.-Prof. Dr. med. Martin Wiesmann, Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, „daher freuen wir uns darüber, den so wichtigen Austausch mit ausländischen Kollegen aktiv zu fördern.“
Der Kurs beginnt mit einer theoretischen Einführung. Anschließend trainieren die Teilnehmer die Behandlungsmethoden unter realistischen Bedingungen am Modell. Im Falle eines Schlaganfalls stehen dem Arzt viele verschiedene Materialien und operative Verfahren zur Verfügung: Das Blutgerinnsel, der Thrombus, der das Blutgefäß verschließt, kann zum Beispiel mit einem Lysemittel aufgelöst oder mechanisch entfernt werden. Diese sogenannte Thrombektomie kann wiederum auf unterschiedliche Weise erfolgen. Die Thrombektomie gilt als Standardtherapie beim Schlaganfall und es funktioniert: Werden Patienten innerhalb von zwei Stunden nach Eintritt des Schlaganfalls behandelt, werden heute schon circa 80 Prozent der so behandelten Patienten wieder vollständig gesund. Im Workshop können die Teilnehmer den Umgang mit den Materialien sowie die verschiedenen Operationstechniken erproben und ihr bisheriges Können verfeinern.
Das Konzept stößt auf große Resonanz. Man wolle von den Erfahrungen der Aachener Neuroradiologen profitieren und lege viel Wert auf den fachlichen Austausch, so ein Teilnehmer aus Thailand. Je nach Erwartungen und Erfahrungen der internationalen Kollegen passen Prof. Wiesmann und sein Team die Kursinhalte an. Rund zweimal pro Monat empfängt die Klinik inzwischen Gäste aus der ganzen Welt.
Über die Thrombektomie
Rund 80 Prozent der 250.000 Schlaganfälle pro Jahr in Deutschland werden von Blutgerinnseln verursacht, die Blutgefäße im Hirn verschließen (ischämischer Schlaganfall). Infolgedessen werden Teile des Gehirns nicht mehr ausreichend durchblutet und es können irreversible Schäden entstehen. Methode der Wahl ist die Thrombektomie. Dabei schiebt der Neuroradiologe einen Katheter von der Leiste des Patienten bis ins Gehirn an den Verschluss. Das Blutgerinnsel kann dann mithilfe eines Stents, einem feinen Drahtgeflecht, „eingefangen“ und herausgezogen oder über eine Pumpe abgesaugt werden. All das aber möglichst schnell, denn mit jeder verlorenen halben Stunde sinken die Heilungschancen des Patienten um circa 10 Prozent.