Medizinische Fakultät und Uniklinik sind aus Sicht des Expertengremiums gut aufgestellt. Forschungsstrategie fügt sich passgenau in die Gesamtstrategie der RWTH Aachen University ein.
Das NRW-Wissenschaftsministerium hat den Wissenschaftsrat von Bund und Ländern mit der Evaluierung der Hochschulmedizin in NRW beauftragt. In einer gemeinsamen Pressekonferenz zogen die Fachleute heute ein positives Fazit: Das Zusammenwirken von Medizinischer Fakultät und Uniklinik gestalte sich vorbildlich und konstruktiv. Das Forschungsprofil sei zukunftsweisend, das Lehrprofil innovativ. Im Blick auf den Forschungsoutput sowie den Transfer in die Praxis biete der Standort ideale Rahmenbedingungen. Die Leitungen von Universität, Fakultät und Uniklinik sehen sich bestätigt. Bedarf besteht künftig vor allem an Raumkapazitäten und zusätzlichen Fachkräften.
Der Wissenschaftsrat ist das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland. Er berät Bund und Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung des Hochschulsystems sowie der staatlichen Förderung von Forschungseinrichtungen. Mit Spannung und Vorfreude waren die Begehung und der Bericht des Expertengremiums in Aachen erwartet worden. Nach dem letzten Besuch des Gremiums im November 1999 hatten Fakultät und Uniklinik Forschung und Lehre weitestgehend neu ausgerichtet und eng mit der Krankenversorgung verzahnt. Dieses Vorgehen hat sich aus Sicht von Prof. Stefan Uhlig, Dekan der Medizinischen Fakultät, bewährt: „Seit dem letzten Besuch des Wissenschaftsrats haben sich Fakultät und Uniklinik neu aufgestellt. Die letzte Begutachtung war ein regelrechter Weckruf und hat Anlass zu vielen Veränderungen gegeben. Ganz wichtig war die Etablierung des Aachener Modellstudiengangs Medizin als einer der erfolgreichsten Medizinstudiengänge Deutschlands sowie des AIXTRA – Skillslab, unser Aachener interdisziplinäres Trainingszentrum für medizinische Ausbildung. Die Qualität unserer Forschung hat sich in den letzten 15 Jahren deutlich verbessert, das zeigt auch die Qualität unserer Veröffentlichungen. Derzeit sind es mehr als 1.200 pro Jahr. Weitere Indikatoren sind beispielsweise auch Maßzahlen wie der Impact Factor oder die Steigerung der eingeworbenen Drittmittel. Wir freuen uns sehr und fühlen uns bestätigt, dass der Wissenschaftsrat die Entwicklung der letzten Jahre in diesem Maße anerkennt.“ Diese Auffassung teilt auch die RWTH Aachen University insgesamt: „Wir empfinden das Ergebnis der Evaluierung als Bestätigung unseres eingeschlagenen Weges. Das in den vergangenen Jahren geschärfte Forschungsprofil der Fakultät, das sich am technisch-ingenieurwissenschaftlichen Profil der RWTH orientiert hat, wurde ausdrücklich gelobt, weil wir die vorhandene Expertise der anderen Fächer konsequent in die Bearbeitung zukunftsweisender Forschungsfelder einbeziehen“, erklärt der Rektor der RWTH Aachen, Prof. Ulrich Rüdiger. Aufgrund der hervorragenden Vernetzung mit Unternehmen und anwendungsorientierten Forschungsinstituten biete Aachen dabei ideale Rahmenbedingungen für Translation und Transfer sowie Unternehmensgründungen im medizinischen Kontext.
Etablierte Forschungsschwerpunkte und innovatives Lehrkonzept
Erst im vergangenen Jahr hatte die Fakultät ihre bisherigen Schwerpunkte noch einmal weiterentwickelt – weg von einem organzentrierten Ansatz hin zur Analyse, zum Verständnis und zur Erforschung der Gestaltung komplexer Systeme. Der Schwerpunkt Organ Crosstalk befasst sich mit der Wechselwirkung von Organen und deren Selbstregulation im Rahmen von klinisch relevanten Fragestellungen. Der Schwerpunkt PhaseTransition in Disease untersucht Krankheitspfade und zielt auf ein besseres Verständnis des Phasenübergangs von Erkrankungen.
Der Schwerpunkt Translational Neurosciences befasst sich mit emergenten Phänomenen wie neuronaler Plastizität mittels Computational Neurosciences, Emotion und Kognition sowie Sensorik und Motorik, aber auch mit der Regulation psychotischer und neurodegenerativer Erkrankungen. Alle Schwerpunkte setzen den Gründungsschwerpunkt der Medizinischen Fakultät Medical Technology & Digital Life Sciences als Plattformthematik voraus oder verknüpfen sich mit diesem. Diese im deutschen Raum bislang einzigartige Neuausrichtung bewertet das Gremium ausdrücklich als „zukunftsweisend“. Der Wissenschaftsrat betont die gute Entwicklung dieser Forschungsschwerpunkte und „ihre gelungene Integration“ in das Profil einer Technischen Universität: „Die Einbindung der Strategie der Universitätsmedizin Aachen in die gesamtuniversitäre Strategie hat sich gerade im Zuge der Bewerbung um eine Förderung der Exzellenzuniversität im Rahmen der Exzellenzstrategie noch einmal deutlich verbessert“, erklärt das Gremium in seinem Abschlussbericht. Der Standort Aachen sei mit seinem Modellstudiengang dank großem Angebot an Wahlfächern, hoher Praxisorientierung, Integration von vorklinischen und klinischen Inhalten und longitudinalem Aufbau des Curriculums sehr gut auf die Anforderungen an moderne Lehre in der Medizin vorbereitet. Hinzu kommt aus Sicht der Auditoren die institutionalisierte Vernetzung mit dem Forschungszentrum Jülich im Rahmen der Jülich Aachen Research Alliance (JARA).
Komplexe Krankenversorgung: hoher Intensivanteil und Digitale Medizin als Innovationsmotor
Auch die Uniklinik ist als Haus der universitären Maximalversorgung in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt worden: Der kontinuierlich gewachsene Anteil an der Maximalversorgung lässt sich am vergleichsweise bundesweit hohen Durchschnitt der Schwere der Behandlungsfälle sowie am hohen Anteil der Intensivbetten innerhalb der Krankenversorgung ablesen. Prof. Thomas H. Ittel, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Uniklinik RWTH Aachen: „Die Uniklinik RWTH Aachen steht für komplexe Medizin. Der Wissenschaftsrat honoriert diese enge Verschränkung von wissenschaftlichen und klinischen Schwerpunkten sowie die bedarfsgerechte Ausdifferenzierung unseres Leistungsspektrums und weist der Digitalen Medizin in Aachen eine Schlüsselrolle als Taktgeber und Innovator zu. Das ist sehr erfreulich: Die Uniklinik hat mit der Elektronischen Fallakte Plus, dem Telemedizinzentrum Aachen und dem Innovationszentrum für Digitale Medizin (IZDM) wichtige Komponenten für die digitale Vernetzung aller Akteure geschaffen. Diese bauen wir künftig weiter aus.“ Bedarf sieht der Wissenschaftsrat in seinem Bericht vor allem an in der bereits vom Haus projektierten baulichen Weiterentwicklung sowie in der Anwerbung zusätzlicher Fachkräfte in der Pflege.