Kräfte bündeln, Wissen teilen: Im „Netzwerk Universitätsmedizin“ (NUM) arbeiten alle deutschen Universitätskliniken zusammen, um die Pandemie bewältigen und COVID-19-Patientinnen und -Patienten möglichst optimal behandeln zu können. Nach einem Beschluss des Bundestages erhält das NUM auch nach der Pandemie bis 2024 eine Förderung. Ab 2023 sollen dann, neben COVID-19-bezogenen Projekten, weitere Themen aufgegriffen werden.
Aus der Wissenschaft selbst kam der Anstoß zu dem im März 2020 ins Leben gerufenen nationalen Forschungsnetzwerk. Alle deutschen Universitätskliniken tauschen ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit der Behandlung von COVID-19-Erkrankten aus und lernen so fortlaufend miteinander und voneinander. Bei den beiden Projekten DEFEAT PANDEMIcs und AKTIN ist die Uniklinik RWTH Aachen jeweils für die Projektleitung verantwortlich. Daneben hatte das Netzwerk elf weitere Themen festgelegt, um einen wissenschaftlichen Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung zu leisten „Insbesondere in der Behandlung von infizierten und erkrankten Patienten sind die Universitätskliniken nicht nur an der Erforschung wirksamer Therapiekonzepte im internationalen Austausch federführend, sondern auch ein zentraler Bestandteil der regionalen Patientenversorgung komplex erkrankter Fälle. Dieser Ansatz der engen Kooperation der deutschen Universitätskliniken und der Medizinischen Fakultäten ist in der deutschen Geschichte bisher einzigartig und hat durch das Erzielen lebensrettender Erfolge maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie beigetragen“, betont Univ.-Prof. Dr. rer. med. Carina Benstöm, Leiterin der NUM-Stabsstelle der Medizinischen Fakultät an der Uniklinik RWTH Aachen.
Bereits abgeschlossene Projekte: Autopsie-Netzwerk und Echtzeit-Versorgungsforschung in den Notaufnahmen
Autopsien stellten sich in der Pandemie als wichtiges Instrument zum Verständnis von COVID-19 heraus. Unter der Projektleitung der Uniklinik RWTH Aachen und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wurde ein bundesweites Deutsches Forschungsnetzwerk Autopsien bei Pandemien (DEFEAT PANDEMIcs) gegründet. Ziel des Projektes ist es, die bei Autopsien gewonnenen Daten und Erkenntnisse für die Bewältigung der aktuellen Pandemie und künftiger Infektionsgeschehen zu nutzen. Hierzu haben die Forscherinnen und Forscher der Uniklinik RWTH Aachen im Jahr 2020 zusammen mit den nationalen Fachgesellschaften der Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin ein zentrales Register für Obduktionen von an COVID-19 verstorbenen Personen (DeRegCOVID) aufgebaut. Durch eine außerordentliche Mitarbeit aller Zentren umfasst das Register mehr als drei Viertel aller nationalen Universitätsinstitute für Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin sowie auch mehrere nicht-universitäre Zentren.
Ein weiteres Verbundprojekt, das von der Uniklinik RWTH Aachen und dem Universitätsklinikum Magdeburg geleitet wird, ist die Echtzeit-Versorgungsforschung mit dem AKTIN-Notaufnahmeregister (Aktionsbündnis für Informations- und KommunikationsTechnologie in Intensiv- und Notfallmedizin). Notaufnahmen in ganz Deutschland sind an das Register angeschlossen. Sie erheben täglich verschiedene Daten zur Überwachung der Situation in den Notaufnahmen, zur Qualitätssicherung und zur Versorgungsforschung in der Akutmedizin. Die gesammelten Daten zur Lage in den deutschen Notaufnahmen werden seit März 2020 täglich an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt. Das Register ermöglicht damit erstmals, das notfallmedizinische Geschehen in den Kliniken während der aktuellen Pandemie, aber auch bei zukünftigen gesundheitsrelevanten Ereignissen in Echtzeit beobachten zu können. Beide Projekte sind mittlerweile abgeschlossen, werden aber fortgeführt.
Förderung durch den Bund
Nach Beschluss des Bundestages erhält das Netzwerk Universitätsmedizin eine zweite Förderperiode von 2022 bis 2024. Bis jetzt werden weiterhin ausschließlich COVID-19-bezogene Projekte gefördert. Mittelfristig ist es das Ziel, die innerhalb des Netzwerks geschaffenen Strukturen und Konzepte auch für die Erforschung anderer Krankheitsbilder und für die kooperative Forschung in der Universitätsmedizin zu nutzen. Koordiniert wird das Netzwerk durch eine zentrale Stelle an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die übergeordnete Kommunikation zwischen der Charité Berlin und den einzelnen Standorten wird jeweils von einer Lokalen Stabsstelle (LokS) des NUM übernommen.